Record Release : Live @ Zwinglikirche
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Rigobert Dittmann / Bad Alchemy
FEEDBACKORCHESTER Live at Zwingli-Kirche (Edition Telemark 938.04, LP / MirrorWorldMusic, digital): Am 17.10.2024 kehrte das 8-köpfige Gitarrenorchester an den 'Tatort' in der Rudolfstr. 14 in Friedrichshein zurück, um die Veröffentlichung der Performance zu zelebrieren, die sie am 27.08.2020 dort dargeboten hatten. Seit 1999 bilden sie einen Kreis, um mit Gitarren und Verstärkern dem Sein und der Zeit Feedback zu geben. 2020 bestand die Wall of Sound aus Herman Herrmann (Die Lassie Singers), Günter Schickert (GAM, Ziguri), Kerl Fieser (Mutter), Zeppy Haus, Giles Schumm, Hendrik Kröz (Miwon), Dirk Dresselhaus (Locust Fudge,Schneider TM, die ANGEL, Krautfuzz, Faust) und, nun auch schon ca. 12 Jahre dabei, Ansgar Wilken (Ilse Lau, Itchy Spots). Kröz ist mittlerweile gestorben, seinem Andenken ist die Musik gewidmet. Weder Schickert, mit Jg. '49 und seiner Veteranenaura von Klaus Schulze und den 70ern her, noch Dresselhaus mit seinem Promiflair und Faible für Kraut, Fuzz und Drones spielen dabei eine individuelle Rolle. Es zählt nur der Kreis, das Kollektiv, der Klang und der Raum. Im Zwingli-Schiff unter den Augen von Gustav Adolf, dem schwedischen Plünderer und Verheerer, aber zentral doch vor einem Christus, der auf dem Ocean of Sound wandelt, den das Oktett sanft dröhnen, quellen und schwellen lässt. Pures Feedback, keine Riffs und kein Puls und daher kein Gedanke an Branca oder Chatham, eher wie N (Hellmut Neidhardt) hoch 8. Mit dröhnendem, surrendem Sound, der wie ein Motorflugzeug aufsteigt und kurvt, der stöhnt und heult und knurrt, der wummert und pfeift. Als wollten, als könnten sie tönende Luft drehen und wenden, die Zeit dehnen und stauchen, den Klangstoff alchemistisch läutern. Als andere große Orgel, eine, die den Spirit von Münzer und Bosch mitschwingen lässt, während Zwingli ja selbst fromme Kirchenmusik nicht geduldet hat. Für den elegischen Ausklang mit elegisch geblasener Trübsal gibt es nur zu gute Gründe.
Holger Adam / skug-Magazin
Was haben so unterschiedliche Musiker verschiedener Generationen wie Krautrocker Günter Schickert, Kerl Fieser (ex Mutter), Dirk Dresselhaus (ehemals u. a. bei den Indie-Rockern von Sharon Stoned und solo als SchneiderTM unterwegs) oder Hermann Herrmann (u. a. ex Lassie Singers) gemeinsam? Sie spielen alle Gitarre im Feedbackorchester. Genauer gesagt, sie neigen sich, die Gitarren um den Hals, in ihre Verstärkertürme hinein, um eben das Feedback zu erzeugen, das die musikalische Grundlage der hier dokumentierten Live-Aufnahme bildet. Berlin ist ein Dorf. Man kennt sich, und Genre-Grenzen bestehen eh nur für Edgelords und andere Kleingeister, und so kommt es, dass (auf den ersten Blick) sehr unterschiedliche Musiker regelmäßig zusammenkommen, um sich und ihr Publikum in Klangwellen zu baden. Das Ensemble besteht (in wechselnden Formationen) seit vielen Jahren, die Methode ist immer gleichgeblieben: Verstärker aufwärmen, Gitarren umhängen, Krach machen. Krach in Anführungszeichen, natürlich. Klangmeditation trifft es eher. Ein dichtes musikalisches Gewebe aus Fiepen, Brummen und Dröhnen; wohlig-wärmender Lärm. Wer hat’s erfunden? Jimi Hendrix. Wer hat’s der Generation X untergejubelt? Sonic Youth. Wer lässt die Ohren avantgardistisch gestimmter Metaller klingeln? Sunn O))). Und das Feedbackorchester reiht sich hier ein, die heilende Kraft der Stromgitarre zu zelebrieren. Daran ist gar nichts verkehrt, im Gegenteil. Die beteiligten Musiker haben viel auf dem Kerbholz, schlagen sich seit Jahrzehnten durch den musikalischen Underground, haben ihre Liebe zur Musik längst mit nicht gezahlten Beiträgen zur Rentenkasse unter Beweis gestellt und können nicht anders, als sich immer wieder gerne die volle Dröhnung zu geben. Respekt.
Vito Camarretta / chaindlk.com
Imagine eight electric guitars, each one a voice in a choir of feedback, arranged in a perfect circle beneath the vaulted ceiling of Berlin’s Zwingli-Kirche. This is the Feedbackorchester’s "Live at Zwingli-Kirche", a recording that transcends the ordinary concert experience, capturing sound as both meditative force and untamed phenomenon. Founded in Berlin in 1999, the Feedbackorchester doesn’t just play music - it orchestrates the physics of vibration. Their performances are equal parts event and experiment, merging human artistry with the unique acoustic properties of the chosen venue. In this case, Zwingli-Kirche itself becomes a collaborator, its resonant walls amplifying and shaping every tone. Side A begins with a slow swell, the kind of sound that feels less like a beginning and more like discovering something eternal already in progress. Feedback loops rise and fall like ocean waves, their tones colliding in shimmering harmonics. It’s hypnotic, almost sacred - a meditation conducted at thundering volume. Side B takes a darker turn, as friction becomes melody and dissonance resolves into fragile beauty. The sheer physicality of the soundscape becomes visceral, a sonic tempest that crashes around the listener, leaving behind an eerie calm. What sets "Live at Zwingli-Kirche" apart is the orchestra’s relationship to space and audience. The circle formation, inviting listeners to roam freely within its periphery, transforms the concert into a shared exploration of perspective. You hear not just the music, but the interaction between sound, architecture, and movement. The guitars don’t simply produce notes; they conjure phenomena, from tectonic rumbles to the delicate hum of cosmic radiation. Dedicated to the late Hendrik Kröz, a member of the Feedbackorchester whose legacy resonates in every feedback swell, this recording is more than a document - it’s a monument. Recorded and mixed with care by Dirk Dresselhaus and Herman Herrmann, the album captures the unrepeatable nature of live performance while preserving the raw energy and spontaneity of the moment.
In its 25 years, the Feedbackorchester has played everywhere from Berlin’s underground clubs to historical monuments, constantly reimagining the possibilities of sound and space. "Live at Zwingli-Kirche" is both a continuation of this journey and an invitation to experience it anew - a celebration of feedback as the chaotic, harmonic essence of life itself.
This is not just an album; it’s an artifact, a living piece of sound art that echoes long after the final reverberations fade. If music can be compared to nature, then "Live at Zwingli-Kirche" is the roar of a distant avalanche, the whisper of wind through cathedral spires, and the pulse of the Earth itself.
Ronald / Kapaikos
Feedback Orchester -
Elektro-akustische Improvisation:
freie Musik, befreite Töne, zeit-befreite Geräusche,
Struktur-befreite Wellen von Klängen,
frei von Genre-Definitionen,
frei von Spiel-Konventionen (zb. Virtuosität),
Frei von Musik-Geschichte bzw frei vom musikalischem Referenz-Diktat,
Auflösung der Schemata von tonaler & atonaler Zuschreibung,
Mischung von musikalischem Ereignis und Umgebungsgeräuschen,
Einzelne von einander unabhängige Klangquellen verdichten + schichten + multiplizieren sich zu multiplen Klangwellen,
Relativierung von Zuschreibungen wie Lautheit bzw Lautstärke.
Das aktive Hinhören wird wichtiger als das Spiel (der Instrumente), eine art Meditation für die musikalischen Akteure (Gitarristen), als auch für die Zuhörer.
Befreiung von Zeit- und Takt-Maß => zeit-befreite Sinneswahrnehmung
Auch:
Das Klang-Erleben wird physisch d.h. körperlich, der Boden vibriert, der eigene Körper vibriert,
ein In-Sich-Hinein-Hören, eine art durch den Klang Hindurch-Hören.
Neues Raum-Erleben (Raum Erfahrung) durch Auflösung von Ferne und Nähe, durch das Spazieren in den Klang hinein.
Die übliche "Überwältigungsstrategie" in der Kunst/Musik (Orchester, Chöre) wird zur 'Überwindungs Strategie' gegenüber den üblichen Erwartungshaltungen und entsprechenden hergebrachten Genuss-Versprechen.